Taschen aus Afghanistan | Tip Berlin | 12.04.2010
Das Berliner Label Gundara produziert Ledertaschen in der afghanischen Hauptstadt Kabul.
Endlich mal gute Nachrichten aus Afghanistan. Es gibt auch so etwas wie ein normales Leben in dem von bewaffneten Konflikten zerrütteten Land, und diese Normalität kommt mit Ledertaschenlieferungen bis nach Berlin. Gunda Wiegmann und Jean Amat Amoros betreiben ihr Label Gundara von Treptow aus und lassen in Kabul fertigen. Dort haben die Politologin und der Geograph mehrere Jahre für Entwicklungshilfe-Organisationen gearbeitet. "Wir wollen zeigen, dass in Afghanistan Qualitätsprodukte hergestellt werden", sagt Gunda Wiegmann. Im Frühjahr 2007 entdeckte sie die kleine Ledermanufaktur von Herrn Yaqub und lässt seither nach eigenen Entwürfen Taschen bei ihm produzieren.
Das Ziegenleder stammt aus der Gegend um Mazar-e Sharif. Die Designs sind von zentral-asiatischen Motiven und europäischen Formen inspiriert, die Taschen funktional und teilweise ganz schlicht. 80 Modelle, die über einen Onlineshop verkauft werden, gibt es inzwischen, und ein kleines Lager in Berlin, um die Lieferung garantieren zu können. Zweimal ist die kleine Manufaktur von Herrn Yaqub durch Selbstmordattentate, die auf die gegenüberliegende indische Botschaft verübt wurden, zerstört worden. Er und seine drei Mitarbeiter wurden nicht verletzt, doch die Produktion stand still und die Werkstatt musste umziehen. Ganz so normal funktionieren die Wirtschaftsbeziehungen nach Afghanistan eben doch nicht.
Text: Stefanie Dörre