Natürlich gegerbtes Leder aus Afghanistan
Geschichte des Gerbens
Das Gerben, also die Verarbeitung roher Tierhäute zu Leder, ist eine der ältesten menschlichen Kulturerrungenschaften. Bei diesem Prozess wird durch den Einsatz von Gerbstoffen das Hautgefüge stabilisiert und es dadurch haltbar gemacht.
War das Gerben mit pflanzlichen Gerbstoffen, die vegetabile oder Lohgerbung, noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die am weitesten verbreitete Methode. Zur Gewinnung der Gerberlohe wurden beispielsweise Quebracho-, Kastanien- oder Eichenholz, Pflanzenteile der Sumach- und Mimosengewächse und Gerbstoffe aus anderen Baumrinden verwendet. Hierfür wurden die früher außerhalb der Stadtmauern entstandenen Lohwälder mit ihren Lohmühlen benutzt. Hier wurden die pflanzlichen Gerbmittel gemahlen und danach in Wasser ausgelaugt; der so entstandene Sud wurde Extrakt oder einfach Brühe genannt.
Auch der Gemeine Rhabarber (Rheum rhabarbarum) kann, dank der in der Wurzel enthaltenen Polyphenole, sowohl zur Gerbung als auch zur Färbung verwendet werden. Beim Gerben mit Rhabarber erhält das Leder eine gelblich bis rotbraune Färbung und das Leder dunkelt im Laufe der Zeit immer weiter nach, erhält also eine Art Patina. Die Möglichkeit, aus Rhabarberwurzeln Gerbstoffe zu gewinnen, ist seit langer Zeit bekannt, ein bekanntes Zentrum für die Gerberei mit diesem Rohstoff ist die nordafghanische Stadt Khulm, das ehemalige Taschqurgan.
Beim Gerben mit diesen Vegetabilgerbstoffen ist eine behutsame Vorgerbung zur Stabiliserung des Fasergefüges der Tierhäute notwendig, dies erfolgt durch ein Angerben mit gering konzentrierten Gerblösungen, dem „Brühen“, in Gerbgruben. Erst danach erfolgt unter Einsatz von gemahlener Lohe und konzentrierten Brühen der eigentliche Gerbprozess, der teilweise bis zu zwölf Monaten in Anspruch nimmt.
Bei modernen Vegetabilgerbungen werden die Blößen mit synthetischen Gerbstoffen oder Aldehyden vorgegerbt und in rotierenden Gerbfässern mit konzentrierten Gerbbrühen ausgegerbt. Der Gerbprozess kann so auf einige Tage verkürzt werden.
Natürlich ist das Gerben mit vegetabilen Gerbmitteln zeit- und damit kostenintensiver.
Andererseits stellt ein Großteil der in der industriellen Gerbung verwendeten Chemikalien bei unsachgemäßer Entsorgung eine Gefährdung der Umwelt und auch für die Gesundheit der Arbeiter dar, die umweltschädlichen Gerbstoffe wurden ohne weitere Behandlung in die Fließgewässer abgelassen, teils versickerten sie im Erdreich. Heute entstehen vorwiegend bei den Chromverfahren in Drittwelt- und Schwellenländern Probleme, da hier oftmals nur unzureichende Umweltschutzmaßnahmen existieren. Insbesondere im dicht besiedelten Indien treten immer wieder entsprechende Fälle auf. Die beiden Orte Ranipettai in Indien und Hazaribagh, ein Stadtteil von Dhaka in Bangladesch standen deshalb auf der Liste der zehn am stärksten verseuchten Orte der Welt.
Traditionell und natürlich gegerbtes Leder aus Khulm,der „Hauptstadt“ der Gerberei in Afghanistan
Khulm war einst ein wichtiges Zentrum auf der Seidenstraße von Zentralasien bzw. Südasien nach Europa. Es war berühmt für seinen überdachten Basar, der in der 1980ern, vermutlich durch die Sowjets, zerstört wurde. Khulm befindet sich 60km östlich von Mazar-i Sharif auf dem Weg nach Kunduz in der Provinz Balkh. Früher hieß Khulm Taschqurgan, was so viel wie Stein-Mausoleum auf usbekisch bedeutet. Im Zuge der Paschtunisierung Nordafghanistans durch die Zentralregierung wurde es dann in Khulm umbenannt.
Khulm ist die "Gerbe-Hauptstadt" Afghanistans. Sogar Häute aus dem Süden Afghanistans, z.B. Kandahar werden zum Gerben hierher gebracht. Hier wird noch auf richtig trationelle Weise mit natürlichen Zutaten wie Limetten, Granatapfelschalen, Rharbarberwurzeln (Rhabarberleder) und Taubendung chromfrei gegerbt. Die Häute liegen tagelang in verschiedenen Laugen und werden dazwischen immer wieder per Hand bearbeitet. In Afghanistan ist die natürliche Ledergerbung harte Handarbeit. In der trockenen und warmen Witterung im Sommer dauert der natürliche Gerbe-Prozess nur zwei Wochen. Im Winter jedoch, wenn das Wetter feucht und kalt ist, kann der Gerbe-Prozess bis zu fünf Wochen dauern. Meister Yaqub verwendet für die Fertigung unserer Gundara-Taschen vor allem Häute, die im Winter gegerbt wurden, da die Qualität der natürlichen Gerbung dann besser ist als im Sommer.
Die Gerber-Fertigkeiten werden von Generation zu Generation weitergegeben. Die Gerbereien in Khulm sind meist als kleine Kooperativen organisiert. Leider ist der jahrzehntelange Krieg auch nicht spurlos an den Gerbereien vorbeigegangen und vielfach muss das Gerben in Khulm erst wiederbelebt werden. Der Prozess läuft jedoch gut an!
Gundara - natürliche Ledergerbung - chromfrei - Afghanistan![]() Die Häute liegen im Laufe des natürlichen Gerbeprozesses mehrere Tage in verschiedenen Laugen aus Zutaten wie Granatapfelschalen, Rhabarberwurzeln und Limitten.![]() Auch hier werden die Häute im Laufe des natürlichen chromfreien Gerbeprozesses noch einmal abgeschabt.![]() Laugen in der Gerberei im Rahmen der natürlichen (chromfreien) Ledergerbung in Nord-Afghanistan![]() Bei der natürlichen Gerbung in Afghanistan werden die Naturhäute mehrmals abgeschabt, um sie von Fleischresten zu befreien.![]() In diesen Lehmlöchern werden in Nordafghanistan die Laugen für den natürlichen Gerbevorgang angesetzt.![]() Eine wichtige Zutat für den natürlichen Gerbeprozess (chromfrei) in Afghanistan ist die Rhabarberwurzel.![]() Am Ende werden die gegerbten Häute (chromfrei) aus den natürlichen Laugen genommen und zum Trocknen aufgehängt.![]() Und noch einmal werden die natürlichen Häute abgeschabt und von Fleischresten befreit.![]() Zwischen den Laugen wird das natürlich gegerbte Leder immer wieder per Hand bearbeitet, natürliche Ledergerbung ist in Afghanistan harte Handarbeit.![]() Das fertige Produkt ist ein handgemachtes natürlich (chromfrei) gegerbtes Ziegenleder, das mit der Zeit nachdunkelt und wunderbar weich und glänzend wird. Wunderschön mit Patina.![]() Das tolle natürlich (chromfrei) gegerbte Ziegenleder kann Meister Yaqub nun zu den schönen Ledertaschen von Gundara weiter verarbeiten.![]() Gunda in der Gerberei in Nordafghanistan, aus der Meister Yaqub sein Naturlleder bezieht.![]() |